Ebnat-Kappel
Ebnat-Kappel ist eine politische Gememeinde, die 1965 durch die Fusion der beiden ehemaligen. Gemeinden Ebnat und Kappel entstanden sind.
Einwohnerzahl: 1970 5'131 Einw.; 2000 5'007.
Ebnat
ist ein Strassendorf im Thurtal mit ausgedehnter Streusiedlung in der voralpinen Hügellandschaft beidseits des Tals. Ebnat trug bis 1762 den Namen Ober-Wattwil, danach Ebnet.
Einwohnerzahl: 1824 1'726 Einw.; 1850 2'242; 1900 2'657; 1930 2'761; 1960 3'011.
Im Spätmittelalter war die Ebnet von sogenannten Hofjüngern der Grafen von Toggenburg besiedelt. Sie ging 1468 mit dem gesamten Toggenburg in den Besitz der Fürstabtei St. Gallen über. Das Gebiet blieb bis ins 18. Jahrhundert ohne eigenes Zentrum und gehörte mehrheitlich zum Niedergericht Wattwil. Wie in Wattwil übte die Reformation eine starke Wirkung aus. 1667 erwarben sich die nach Wattwil kirchgenössigen Ebnater das Recht, die Kirche in Kappel zu benützen. Wenig später vereinigte sich Ebnet mit Kappel zu einer Hauptmannschaft. 1762 erfolgte die kirchliche Ablösung von Wattwil und die Gründung einer evangelischen Kirchgemeinde. Die Kirche wurde durch Johann Ulrich Grubenmann erbaut, Kirche und Gemeinde in Ebnet umbenannt. Der Wohlstand der evangangelischen Amtsleute, Pensionenherren, Vieh- und Salzhändler findet Ausdruck im 1667 erbauten ländl.-patriz. Haus zum Steinfels. 1803 wurde Ebnet politische Gemeinde.
In der vorindustriellen Wirtschaft dominierte Viehzucht mit Alpwirtschaft. Im 18. Jh. bauten Wendelin (1720-90) und Josef Looser (1749-1822) Hausorgeln. Die ab Mitte des 18. Jh. verbreitete Spinnerei, später auch Weberei von Baumwolle in Heimindustrie wurde um die Mitte des 19. Jh. durch die wachsende Fabrikindustrie verdrängt. Die Stickereiindustrie verfügte 1876 in E. über 80 Stickmaschinen; nach dem 1. Weltkrieg linderten zahlreiche Kleinindustrien die Stickereikrise. Mitte des 19. Jh. erfolgte der Umbau der Mühle in der Eich zur Teigwarenfabrik. Bedeutende Bauernmaler/-innen waren Anna Barbara Giezendanner Aemisegger (1831-1905), Felix Brander (1846-1924) und Johannes Blatter (1895-1975). 1870 wurde E.-Kappel Endstation der (1912 bis Nesslau erweiterten) Bahnlinie von Wil (SG). Nach dem Bahnbau erlebte E. einen Aufschwung als Molken- und Luftkurort, die Sommerwirtschaft auf dem Rosenbühl wurde ausgebaut. Seit 1851 ist Ebnet Verlagsort der "Toggenburger Nachrichten".
Die Industrialisierung förderte das Zusammenwachsen mit Kappel. 1943 wurde die private Dorfgemeinschaft Ebnet-Kappel gegründet. Neben Viehzucht mit Alpwirtschaft sowie Waldwirtschaft boten Ende des 20. Jahrhundert 15 Industriebetriebe ca. 1'000 Arbeitsplätze (2000 noch gut zwei Fünftel im 2. Sektor). Dem Tourismus dienten der Skilift Tanzboden, ein Naturlehrpfad in der Eich und das von Albert Edelmann begründete volkskundl. Museum Ackerhus (u.a. bedeutende Sammlung von Toggenburger Hausorgeln). Privat betrieben wurde das Kindergärtnerinnen-Seminar Sonnegg.
Ehem. polit. Gem. SG in der Region Toggenburg, seit 1965 mit Ebnat zur polit. Gem. Ebnat-K. vereinigt. Das Dorf war zuvor durch die Gem. Ebnat vollständig vom dazugehörigen Land getrennt. Neben dem Strassendorf K. ausgeprägte Einzelhofsiedlung in voralpiner Hügellandschaft. 1218Capelle. 1827 1'995 Einw.; 1860 2'229; 1900 2'187; 1950 1'883; 1960 1'968.
Erste Flurnamenerwähnung 912 Hohenwarta. Vermischte grundherrl. Rechte bewirkten die Trennung von Dorf und übrigem Gemeindegebiet. Das Kloster St. Johann kam 1218 in Besitz des Patronatsrechts der Capelle. In der Folge gehörte K. zum St. Johanner Gericht Thurtal, Ebnat zum Gericht Iberg. 1468 ging K. wie das übrige Toggenburg durch Kauf an die Fürstabtei St. Gallen über und wurde 1477 zur Pfarrei. Nach der Reformation wurde die Kirche für den evang. Kultus, nach 1593 paritätisch genutzt, 1620 eine kath., 1679 eine evang. Pfarrei errichtet. Das Patrizierhaus zum Felsenstein, 1624 von Hans Heinrich Bösch erbaut, belegt Wohlstand und Führungsrolle einzelner Familien. 1803 wurde K. polit. Gem. des neuen Kt. St. Gallen.
In der vorindustriellen Wirtschaft dominierte Viehzucht mit Alpwirtschaft. In der Textilverarbeitung entwickelte sich im 18. Jh. zunächst die Baumwollspinnerei, später auch die -weberei in Heimindustrie. Ab Mitte des 19. Jh. stand eine Rotfärberei im Dorf, die Stickereiindustrie gewann nach 1860 an Bedeutung; 1865 wurde die mechan. Buntweberei im Trempel ausgebaut. K. nahm Aufschwung als Molken- und Luftkurort. Der Dorfbrand zerstörte 1854 71 Häuser und beide Kirchen. In der Blütezeit der Stickerei wurde 1870 die Bahnlinie von Wil (SG) nach Ebnat-K. eröffnet, 1912 bis Nesslau erweitert. Nach dem 1. Weltkrieg sicherten trotz Stickereikrise breit gefächerte Kleinindustrien den Bevölkerungsbestand. Die Industrialisierung förderte das Zusammenwachsen mit Ebnat: 1841 Sekundarschule Ebnat-K., 1943 private Dorfgemeinschaft Ebnat-K., 1965 Fusion.